Texten statt Schreiben

Hätte man mich als Kind gefragt, was ich werden möchte, wenn ich einmal groß bin – und sicher hat man das auch – und ich hätte ehrlich geantwortet, was ich vermutlich nicht getan habe, dann wäre die Antwort „Schriftstellerin“ gewesen.

Die Idee war, die deutschsprachige Literatur grundlegend zu revolutionieren, das Ganze mit erstaunlicher Breitenwirksamkeit, Ruhm, Erfolg und natürlich viel Geld. Zumindest genug, um davon leben zu können, zwei, drei Pferde zu besitzen, den Grund dazu und natürlich einen Hund.

Mit der Zeit bin ich älter und bescheidener geworden, aber die Idee war wohl noch irgendwie da. Ich habe die deutschsprachige Literatur studiert ohne sie zu revolutionieren, viel gelesen und davon geträumt, vielleicht einmal einfach für’s Lesen statt für’s Schreiben Geld zu verdienen. Nicht viel, aber genug, um davon leben zu können. Irgendwo in einem kleinen Häuschen mit Hund. Mittlerweile ohne Pferde.

Heute lebe ich tatsächlich vom Lesen und Schreiben  – in einem Häuschen und sogar mit Hund. Manches bleibt wohl. Mit Literatur hat das alles aber kaum mehr etwa zu tun. Und manchmal frage ich mich, ob ich mir durch das Texten nicht am Ende das Schreiben verleidet habe…

 

dietextbar

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In den Blogbeirägen geht es unter anderem darum, herauszufinden, ob Spam-Mails auch als Lyrik gelesen werden könnten, Nachrufe auch zu Lebzeiten Sinn machen würden und ob geläufige Worte wie „nachtragend“ oder „unterhalten“ mehr als nur eine Bedeutung haben.

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